die großen Fragen nach dem Zweck und Ziel des menschlichen Daseins
Eine Analyse der psychophysischen Natur des Menschen sowie der von den Menschen entwickelten staatlichen, gesellschaftlichen und religiösen Lebensformen - oder ein neuer Mythos, das heißt verdichtetes Erkennen, Ineins-Schau einer rational nicht mehr erfaßbaren Komplexität im Bild?
G. Gurdjieffs "Erzählungen Beelzebubs" sind beides in einem. Darum ist dieses Buch "schwer zu lesen", weil wir dauernd die Ebene wechseln müssen, auf der wir ihm begegnen und uns mit ihm auseinandersetzen. Was ist wortwörtlich, was ist als verdichtetes Sinnbild, was ist als allegorischer Vergleich zu verstehen? Und wo - denn auch das geschieht - sitzt dem Autor, der ein ernsthaft Wissender ist, der Schalk im Nacken und er narrt uns mit frappierenden und herausfordernden Wendungen, ja Grotesken?
Ein aufreizendes Buch, das einen nicht zur Ruhe kommen läßt, eine Sauna des Geistes, die uns vom heißen Dampfbad ins eiskalte Wasser wirft und zwischendurch immer wieder mit Ruten schlägt. Aber er reinigt die Poren von allen trägen und unreinen Elementen, insbesondere dem Sichselbstbetrügen und Sichselbstberuhigen, so daß wir frei atmen können.
Und es belebt in erstaunlicher Weise den Blutkreislauf unseres Denkens, das sich nicht in der Sphäre einer unkörperlich-theoretischen Abstraktion, sondern nur in der geistig-seelischen (ja auch körperlichen) Erfahrung vollziehen kann. Ein realistisches Buch; aber zugleich auch ein idealistisches, indem es in Beelzebub die Idee, das Vorbild des Menschen zeigt, in dem trotz ursprünglicher Verschuldung die Möglichkeit zu größter Vollendung und Vollkommenheit liegt.
Ein revolutionierendes Buch, voll kostbarer Erfahrungen für einen jeden, der sich wirklich ernsthaft die großen Fragen nach den Grundlagen, nach dem Zweck und Ziel des menschlichen Daseins vorlegt.
Klappentext der Orginalausgabe von All und Alles 1950
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