eine Szene aus 1001 Nacht
(18. Februar 1923 in Avon) Um zehn Uhr im Flugzeugschuppen: Eine Aufmachung wie in Tausendundeiner Nacht. Ausgesprochen kostbar wirkende Teppiche bedecken Boden und Wände. Einer von der Daily Mail, der sich an mich angehängt hat, behauptet, etwas von Teppichen zu verstehen. Demnach hätten sie insgesamt einen Wert von über einer Million. Zwischenwände und Boden sind vollkommen und teilweise in mehreren Schichten übereinander bedeckt. Etwa in halber Mannshöhe zieht sich eine kissenbesäte schmale Liege die ganze Wand entlang. Dutzende von Männern und Frauen haben sich dort ausgestreckt. Man ist auf eine spirituelle Orgie gefaßt. Mittendrin ein Springbrunnen aus Parfüm unter Farblicht. Eine Musik, die angeblich aus Mittelasien stammt. Jedenfalls ist sie außergewöhnlich.
Unter Gurdjews Leitung beginnen die Tänze. Es sind langsame Tänze, und die Ausführenden stehen weit auseinander. Bei bestimmten Kommandos erstarren alle unbeweglich in der eben eingenommenen Stellung und verharren so, bis der Befehl zum Weitermachen kommt. Wer gerade im Augenblick des Haltbefehls nicht im Gleichgewicht steht, darf die begonnene Bewegung nicht zu Ende führen und fällt um, so wie es das Schwergewicht gebietet. Der Umgefallene darf sich nicht rühren. Der von der Daily Mail ist außer sich - im wahrsten Sinne des Wortes. Diese parfümierte Luft, die farbigen Lichter, die kostbaren Teppiche, die seltsamen Bewegungen: Das ist Orientromantik, die sich endlich auf Erden verwirklicht hat. Um ihn wieder zu beruhigen, erkläre ich dem Journalisten, daß ich Professor der Universität Bordeaux bin und diese Leute alle verrückt seien...
Pauwels - Gurdjew der Magier S.122
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