das Tschöd Ritual der Tibeter
"Es ist schwer", fuhr er fort, "sich ganz von der Selbsttäuschung zu befreien, sich dem Trugbilde der eingebildeten Welt zu entziehen und den Geist von allen Hirngespinsten los und ledig zu machen. Die wahre Erkenntnis ist ein köstliches Kleinod und muss teuer erkauft werden. Viele Wege führen zum Tharpa. Sie selbst gehen vielleicht leichtere Pfade, als sie dem Manne beschieden sind, den Sie so sehr bemitleiden, aber mühsam wird auch der Ihrige sein, denn wäre er das nicht, so würde er nichts taugen."
Da war nichts zu machen. Der Lama sprach nur aus, was die tibetischen Mystiker eben glauben.
Man muss sicher den vielen Schauergeschichten misstrauen, die von den Nardjorpas über den Tschöd erzählt werden. Jedoch dass die Schüler dabei entsetzlich abmagern und dass sie die Empfindung haben, verschlungen zu werden, ist durchaus keine Ausnahmeerscheinung. Außer dem eben berichteten Fall habe ich noch zwei oder drei ähnliche gekannt, und jedes Mal weigerten sich die Nardjorpas gerade wie Rabdjoms Gyatso, ihre Schüler darüber aufzuklären, dass die grausigen Ereignisse nur in ihrer Einbildung bestanden.
Alexandra David Neel - Magier und Heilige in Tibet S.186
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