Sonntag, 8. Dezember 2019

Samstag, 7. Dezember 2019

Ouspensky über die Transmutation der sexuellen Energien


Das dritte Ziel der Natur, das mit dem Sexus verbunden ist, d. h. die Evolution des Menschen zum Übermenschen, unterscheidet sich von den ersten beiden Zielen dadurch, daß es die Beteiligung des Menschen selbst durch bewußte Handlungen, und eine bestimmte Orientierung seines gesamten Lebens erfordert; eine Idee davon wird von den Systemen des Yoga gegeben.

Fast alle okkulten Lehren, die die Möglichkeit der »Evolution« oder der Wandlung des Menschen anerkennen, betrachten die Grundlage dieser möglichen Wandlung in der Transmutation , d. h. in der Umwandlung von gewissen Substanzen oder Energien in völlig andere Substanzen oder Energien, in diesem Falle in der Umwandlung der Geschlechtsenergie in Energie einer höheren Ordnung.

Dies ist die innere, manchmal tief verborgene, manchmal fast offensichtliche Bedeutung vieler okkulter Lehren, von Theorien der Alchimie, verschiedener Formen der Mystik, von Yogasystemen und dergleichen mehr.

In allen Lehren, die die Möglichkeit der Wandlung und des inneren Wachstums eines individuellen Menschen anerkennen, d. h. eine Evolution, nicht in einem biologischen oder anthropologischen Sinn, sondern als für das Individuum geltend, beruht diese Evolution immer auf der Transmutation der Geschlechtsenergie.

Die Verwendung dieser Energie, welche im gewöhnlichen Leben unproduktiv verschwendet wird, schafft in der Seele eines Menschen die Kraft, welche ihn zum Übermenschen führt. Es gibt im Menschen keine andere Kraft, welche die Geschlechtsenergie ersetzen könnte. Alle anderen Energien, der Intellekt, der Wille, das Gefühl, ernähren sich vom Überschuß an Geschlechtsenergie, wachsen aus ihr heraus und leben durch sie. Die mystische Geburt des Menschen, von der viele Systeme sprechen, beruht auf der Transmutation, d. h. auf der Transmutation der Geschlechtsenergie.

P.D. Ouspensky - Ein neues Modell des Universums - Sexualität und Evolution

P.D. Ouspensky - wir sind nur zivilisierte Barbaren


Der Mensch lebt in der Befriedigung seiner Begierden, in Ängsten, im Kampf, in Eitelkeit, in Zerstreuung und Vergnügungen, im stumpfsinnigen Sport, in Geschicklichkeits- und Glücksspielen, in der Gier nach Geldgewinn, in der Sinnlichkeit, in öder täglicher Arbeit, in Sorgen und Ängsten des Tages, und mehr als alles andere im Gehorsam und in der Freude am Gehorsam, denn es gibt nichts, was der Durchschnittsmensch lieber hat, als zu gehorchen;

Wenn er aufhört, einer Kraft zu gehorchen, fängt er sofort an, einer anderen Gehorsam zu leisten. Er ist unendlich fern von allem, das nicht direkt mit den Tagesinteressen oder mit den Tagessorgen verbunden ist, fern von allem, das ein wenig über der materiellen Ebene seines Lebens steht. Wenn wir unsere Augen nicht vor all dem scnur hließen, werden wir einsehen, daß wir uns, im besten Falle, nicht anders als zivilisierte Barbaren nennen können, d. h. Barbaren, die einen gewissen Grad von Kultur besitzen.

Die Zivilisation unserer Zeit ist ein blasses, kränkliches Gewächs, das sich kaum in der Finsternis tiefer Barbarei am Leben erhalten kann. Technische Erfindungen, vervollkommnete Kommunikationsmittel und Produktionsmethoden, immer größere Kräfte im Kampf mit der Natur nehmen wahrscheinlich der Zivilisation mehr fort, als sie ihr geben.

Die wahre Zivilisation besteht nur in der Esoterik. Der innere Kreis ist tatsächlich der wahrhaft zivilisierte Teil der Menschheit, und die Mitglieder des inneren Kreises sind zivilisierte Menschen, die in einem Land von Barbaren, unter Wilden leben.

P.D. Ouspensky - Ein neues Modell des Univerums S. 44