Donnerstag, 26. Dezember 2013

Lebensgefahr und gesteigerte Wachheit

Eine Reaktion auf die Leblosigkeit des gewöhnlichen Lebens, auf die Seichtheit des Lebens im Samsara, der Konsensustrance, ist die Suche nach Gefahren. In bestimmten gefährlichen Sportarten zum Beispiel, wie bis an die Grenze Skifahren oder bei Autorennen mußt du. der physischen Welt gewahr sein. Läßt deine Aufmerksamkeit auch nur zwei Zehntelsekunden lang nach, kannst du schon verunglücken oder umkommen. Du bist gezwungen, da zu sein.

In einem ähnlichen Beispiel gaben viele Veteranen des zweiten Weltkriegs später an, daß die Zeit, die sie im Kampf verbrachten, die lebendigste und wirklichste Zeit ihres Lebens war. Die Tatsache, daß Gefahr uns zu größerer Gegenwärtigkeit und damit zu einem Gefühl größerer Vitalität und Lebendigkeit verhelfen kann, macht die Abschaffung des Krieges so schwierig. Unter Schlafenden, wie Gurdjieff uns bezeichnen würde, ist der Krieg eines der wenigen Mittel, das die Menschen sich lebendig fühlen läßt, und deshalb kann er nicht mit rationalen Argumenten beseitigt werden. Aus diesem Grund ist das Lehren von Techniken wie dem Spüren, Schauen und Hören, formaler Sitzmeditation oder Aikido meiner Ansicht nach lebensnotwendig, weil man lebendiger werden kann, ohne sich und alle anderen in tödliche Gefahr zu stürzen und dabei große Zerstörung anzurichten.

Charles Tart - Die Innere Kunst der Achtsamkeit S.59

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