Samstag, 23. März 2013

Mr.X - die unbekannte Grösse

Die Abendmahlzeiten, das Kaffeetrinken und die Musik dauerten oft bis spät in die Nacht. Oft verließen wir die Wohnung erst um zwei oder drei Uhr in der Frühe. Wir waren dann noch so aufgerüttelt von dem, was Gurdjieff gesagt hatte, daß an Schlaf nicht zu denken war. Kleine Gruppen von drei, vier oder auch einem Dutzend Leuten gingen dann in ein nahegelegenes Cafe, um zu rekonstruieren, was Gurdjieff gesagt hatte. Dabei machten wir immer wieder eine sonderbare Beobachtung:

Einer erinnerte sich klar und genau an etwas, das Gurdjieff zu einem bestimmten Thema gesagt hatte, und ein anderer behauptete, der Bericht sei vollkommen falsch, und etwas ganz anderes sei gesagt worden. Manchmal behaupteten gleich mehrere, Gurdjieff habe ausschließlich und privat mit ihnen gesprochen und ihnen eine ungeheuer wichtige Botschaft übermittelt. Andere, dicht daneben sitzende Teilnehmer, hatten davon kein einziges Wort gehört.

Nach einiger Zeit kamen wir zu dem Schluß, daß Gurdjieff über eine besondere Art von Maya verfügte, die ihn verschiedenen Leuten zur selben Zeit verschieden erscheinen ließ. Er war tatsächlich, wie Madame Ouspensky es ausgedrückt hatte, X - die unbekannte Größe. Er war so vielschichtig in seiner Erscheinungsweise, daß vierzig Leute, die während seiner verschiedenen Lebensphasen in seiner Nähe waren, vierzig verschiedene Bücher geschrieben hätten.
Das Durchqueren des Grossen Wassers S.257

Keine Kommentare: